Jahrespressekonferenz

| Rückblick 2021 - Ausblick 2022

„Wir haben ein sehr bewegtes Jahr hinter uns!“, mit diesem Satz eröffnete Stefan Graaf die Jahrespressekonferenz des Jobcenters StädteRegion Aachen.

Im Rückblick ist das Jahr 2021 vor allem durch die Pandemie und die Flutkatastrophe geprägt. Diese schlimmen Geschehnisse im Jahr haben aber auch dazu geführt, dass sich viel entwickelt und im Jobcenter verändert hat. Die Mitarbeitenden des Jobcenters sind sehr kreative und neue Wege gegangen, um weiterhin mit Kundinnen und Kunden in Verbindung zu bleiben.  In diesem Zusammenhang legte Graaf wert auf die Feststellung, dass das Jobcenter immer für Kundinnen und Kunden erreichbar war und im Rahmen der Möglichkeiten des Gesundheitsschutzes möglich gemacht hat, was möglich war. So ist das Format Walk und Talk entstanden, um an der frischen Luft mit Abstand und Maske persönlichen Kontakt zu pflegen. Auch digital ist das Jobcenter einen großen Schritt in der Entwicklung vorangeschritten. Mittlerweile ist es möglich, einen Telefontermin zu buchen oder Unterlagen digital und sicher zu übermitteln. Ein Klassiker ist die digitale Beantragung der Kundenkarte zum Mobilticket. Auch ein Anspruchs-/Bedarfs- und Mietkostenrechner ist als Service auf den Webseiten des Jobcenters abrufbar. Teile der Informationsinhalte sind jetzt auch in Leichter Sprache abgebildet, um die Angebote so niederschwellig wie möglich zugänglich zu machen. Weiterhin ist das vielfältige Online-Angebot auf der Webseite um eine App ergänzt, die es den Kundinnen und Kunden noch einfacher machen soll, mit dem Jobcenter in Kontakt zu treten.

Trotz aller digitalen Kommunikationswege ist das persönliche Gespräch das A & O für das Jobcenter, um mit Kundinnen und Kunden in Kontakt zu treten.

Der Arbeitsmarkt war im Jahr 2021 relativ stabil. Das Jobcenter konnte insgesamt 7.723 Integrationen verbuchen, also 22,4 % der Kundinnen und Kunden in sozialversicherungspflichtige Arbeit oder Ausbildung vermitteln. Dies bedeutet, dass jede/r 5. Kundin/Kunde in Arbeit gegangen ist. Dies ist trotz aller Umstände eine beachtliche Anzahl und entspricht prozentual in etwa der Vor-Corona-Zeit.

Im Zeitraum von Januar bis September 2021 sind 1520 Bedarfsgemeinschaften weniger zu verzeichnen. Diese Zahl passt auch zu den insgesamt sinkenden Arbeitslosenzahlen. Trotz sinkender Zahlen sind 1/3 der Kundinnen und Kunden Menschen mit Migrationshintergrund. Gerade für diesen Teil der Kundinnen und Kunden ist die Pandemie sehr integrationshemmend, da durch die vorgegebenen Hygienemaßnahmen wichtige Sprachkurse nur in begrenztem Umfang möglich sind. Gerade die Gruppe der ausländischen Frauen ist hier besonders betroffen.

In der Corona-Pandemie und nach der Flutwasserkatastrophe sind vor allem die Mini- Jobs in der StädteRegion rückläufig. Gerade in der Gastronomie, Hotellerie und in der Event-Branche konnten die Mitarbeitenden durch Lockdown oder Flutschäden nicht weiter beschäftigt werden. Im Jahr 2021 sind trotz dieser rückläufigen Entwicklung noch 1/5 aller Kundinnen und Kunden des Jobcenters in einer Anstellung, die nicht die Sicherung des Lebensunterhaltes garantieren kann. Diese Kundinnen und Kunden sind nicht arbeitslos, müssen aber trotzdem Leistungen vom Jobcenter beziehen.

Bedauerlich ist der Anstieg bei den Langzeitarbeitslosen (LZA). Der Anstieg ist durch die Geschehnisse des Jahres 2020 begründet, die dann in Folge in 2021 Menschen in die Langzeitarbeitslosigkeit geführt haben.  Durch die Corona-Pandemie und die Flutkatastrophe ist das Erreichen der Menschen teils schwieriger geworden. Um mit diesen Menschen wieder mehr in Kontakt zu treten, hat das Jobcenter im Jahr 2021 auch ein Jobcenter-Mobil angeschafft, dass direkt in den Hochwassergebieten eingesetzt worden ist. Auch wurde dadurch die Möglichkeit geschaffen, direkt zu den Menschen zu fahren, weil das Jobcenter-Mobil als rollendes Büro ausgestattet ist und somit die Möglichkeit der Beratung vor Ort bietet.

Die Betreuung der erwerbsfähigen Leistungsberechtigten beginnt bekanntlich im Alter von 15 Jahren. Das Alter ist vom Gesetzgeber bewusst so früh gewählt, um die Entwicklung von Anfang an bewusst und zielgerichtet zu begleiten. Schulbildung ist auch im Jahr 2021 der sichere Indikator, Langzeitarbeitslosigkeit zu vermeiden. 25 % der langzeitarbeitslosen Kundinnen und Kunden haben keine Schulbildung. Im Jahr 2021 hatten 10 % der Kundinnen und Kunden zur Schulbildung keine Angabe gemacht. Dieser Umstand ist meistens darin begründet, dass ausländische Unterlagen fehlen, um die nicht in Deutschland erfolgten Abschlüsse anzuerkennen. Nach der Schulbildung ist auch eine abgeschlossene Berufsausbildung sehr wichtig, um seinen Lebensunterhalt eigenständig zu erwirtschaften. 3/4 der Kundinnen und Kunden, insgesamt 78%, haben keine abgeschlossene Berufsausbildung. Hier setzt das Jobcenter an und hat im Jahr 2021 43 Millionen Euro in die aktive Arbeitsmarktförderung investiert. Dies entspricht einer nahezu 100 % Verausgabung der zur Verfügung stehenden Mittel für das Jahr 2021. Darin enthalten waren unter anderem über 800 Förderungen der beruflichen Weiterbildung, insgesamt rund 8.700 Förderungen. Durch die sinkenden Arbeitslosenzahlen wird das Jobcenter für das Jahr 2022 etwas weniger Mittel zu Verfügung haben.

Einen völlig neuen Auftrag hat das Jobcenter im März 2020 durch das Sozial-Schutz-Paket erhalten. Das Sozial-Schutz-Paket wurde für die Soloselbständigen von der Bundesregierung ins Leben gerufen, um die Härten des Lockdowns abzufedern. So wurden Soloselbständige mit Leistungen für den Lebensunterhalt nach dem SGB II unterstützt. Diese Mittel wurden ohne eine Prüfung der Angemessenheit der Wohnkosten und einem erhöhten Freibetrag möglich gemacht, um die Rücklagen nicht völlig aufzubrauchen oder Umzüge zu verlangen. Die Antragszahlen waren in den Zeiten des Lockdowns sehr hoch und hatten im November 2020 ihren Höchststand.

Der Ausblick für das Jahr 2022 beginnt mit der Hoffnung, dass aus der Pandemie eine Endemie wird, mit der Folge, dass das Jobcenter wieder aktiver auf die Kundinnen und Kunden zugehen kann. Hier setzt das Jobcenter weiterhin auf qualifizieren, qualifizieren, qualifizieren, um die Chancen der Eingliederung auf dem 1. Arbeitsmarktes zu erhöhen. Bei jeder Qualifizierung hat das Jobcenter sowohl den Kunden / die Kundin im Blick, als auch den Arbeitsmarkt und versucht die Bereiche, in denen dringend Personal gesucht wird entsprechend zu identifizieren, um dann passend zu qualifizieren.

Nach dem Rückblick auf das Jahr 2021 und dem Ausblick auf das kommende Jahr informierte Stefan Graaf noch in der Rolle als Sprecher der Landesarbeitsgemeinschaft NRW der Jobcenter (LAG) über den Brandbrief an Herrn Bundesminister Hubertus Heil Mitte Februar 2022. Hier war es der LAG wichtig auf den Missstand aufmerksam zu machen, der bei den Strompreisen für unsere Kundinnen und Kunden derzeit herrscht. In der Regelleistung sind zwar die Stromkosten in einer Höhe von ca. 32 Euro enthalten, die Höhe der tatsächlichen Kosten übersteigt diesen Wert aber nach der neusten Preissteigerung am Strommarkt um einiges. Hier möchte die LAG eine schnelle Lösung und Hilfe für die Kundinnen und Kunden anstreben, die jedoch nur bundesweit geregelt werden kann.