Die Vorstände von DAX-Unternehmen sind im Schnitt 53 Jahre alt, viele Menschen fangen erst mit 50 Jahren an, ihren ersten Marathon zu laufen, und auch die mit dem Nobelpreis ausgezeichneten Wissenschaftler werden immer älter: „Die Preisträger sind im Durchschnitt rund zehn Jahre älter als noch in den siebziger und achtziger Jahren. Menschen aus der Generation ‚50plus‘ sind sehr leistungsfähig, sie nicht einzustellen bedeutet für Unternehmen ein Verzicht auf ein großes Potenzial“, sagte Dieter M. Begaß, Leiter des Fachbereichs Wirtschaftsförderung und Europäische Angelegenheiten der Stadt Aachen, am Freitag auf einer Pressekonferenz der „Perspektive 50plus“.
Ein breites Bündnis aus der Region ist dem dem Bundesprogramm „Perspektive 50 plus - Beschäftigungspakte für Ältere in den Regionen“ beigetreten, das im Oktober 2005 ins Leben gerufen wurde und in allen Bundesländern vertreten ist. Es verfolgt das Ziel, die Beschäftigungsfähigkeit und Beschäftigungschancen älterer Menschen zu verbessern. In der Region Aachen/Duisburg sei dies sehr gut gelungen, erläuterte Marlies Kolley-Mohnen, Paktkoordinatorin der Perspektive 50plus, auf der Pressekonferenz am 7. Juni bei den Vereinigten Unternehmerverbänden (VUV) in Aachen: „Jeder dritte ältere Langzeitarbeitslose hat bereits ein Angebot der Initiative wahrgenommen, 173.000 waren es in den letzten zwei Jahren bundesweit, 63.000 konnten einen Arbeitsplatz bekommen. In der Region Aachen/Duisburg waren es 6.200, davon 3.500 Menschen in StädteRegion und Stadt Aachen.“ Die Finanzierung des Projektes durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales sei bis 2015 gesichert. „Unser Ziel ist es, in dieser Region bis dahin 50.000 Menschen von dem Angebot profitieren zu lassen und 10.000 Menschen in den Arbeitsmarkt zu integrieren“, so Kolley-Mohnen weiter.
Dass viele Betriebe grundsätzlich dazu bereit seien, schilderte Stefan Graaf vom JobCenter der StädteRegion Aachen: „33 Prozent der Unternehmen haben sich positiv dazu geäußert, ältere Langzeitarbeitslose einzustellen. Ein Drittel der Betriebe hat gute bis sehr gute Erfahrungen damit gemacht, 50 Prozent sind zufrieden, nur ein Fünftel klagt über schlechte Erfahrungen.“ Michael Mahr, Vorsitzender der vereinigten Unternehmerverbände Aachen (VUV), kann die positive Grundaussage der Statistik bestätigen: Insbesondere mit älteren Arbeitnehmern, deren früherer Arbeitgeber in die Insolvenz gegangen ist, sei er sehr zufrieden: „Wer diese Erfahrung mitgemacht hat, bringt unendlich viel in ein Unternehmen mit ein“, so Mahr.
Es komme allerdings auch auf eine gute Mischung von verschiedenen Altergsgruppen in einem Unternehmen an, weiß Josef Weingarten vom JobCenter EU-aktiv im Kreis Euskirchen zu berichten. „Die Jüngeren haben ein gutes Fachwissen, bei den Älteren kommt Erfahrung, Gelassenheit und Loyalität hinzu.“ Die Entwicklungschancen in einem Unternehmen seien nur dann gegeben, wenn es einen regelmäßigen Ausstieg in den Ruhestand gebe, so Weingarten.
Oliever Vrabec, Bereichsleiter beim JobCenter Duisburg, ist sehr zufrieden mit seinem Beitritt in den Perspektive 50plus in der Region Aachen: „Die Vermittlung von älteren Arbeitnehmern ist oft sehr viel nachhaltiger als bei Jüngeren. Sie sind sehr beständig. Wir dürfen das große Potenzial an Know-How nicht aufgeben und müssen bei den Unternehmen Überzeugungsarbeit leisten.“ Dabei leisten die Partner in der Perspektive 50plus einen großen Beitrag. Das Coaching von Arbeitnehmern erfolgt in Kleingruppen oder Einzelgesprächen, damit wird eine intensivere Betreuung ermöglicht. „Wir denken auch an die Nachsorge, nachdem ein Arbeitnehmer eine Stelle gefunden hat“, so Bernhard Stier, Bereichsleiter job-com im Kreis Düren.
Wer sich als Arbeitnehmer oder als Unternehmer für die Perspektive 50plus interessiert, kann sich an das zuständige JobCenter beziehungsweise den Arbeitgeberservice in seiner Region wenden.
Weitere Informationen unter
<link http: www.perspektive50plus.de>www.perspektive50plus.de