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Jobcenter im Dialog mit…

| ECOLO-Fraktion der Deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens

Der Besuch innovativer Projekte sowie der transnationale Austausch waren Thema eines Besuches der ECOLO-Fraktion im Parlament der Deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens (DG) aus Eupen im Jobcenter StädteRegion Aachen.

Im „Individuellen Förderzentrum Aachen“, einem Projekt des Jobcenters StädteRegion Aachen, durchgeführt von der Tertia Vermittlungsagentur GmbH, informierten sich die ostbelgischen Parlamentarier gemeinsam mit den Präsidenten der Öffentlichen Sozialhilfezentren aus Eupen und St. Vith sowie Vertretern von gemeinnützigen Beschäftigungsträgern. Begleitet wurden Sie dabei von Mitgliedern der Grünen-Fraktion aus dem StädteRegionstag.

Neben einer Besichtigung des Förderzentrums tauschten sich die Teilnehmer über Maßnahmen jenseits und diesseits der Grenze aus. Besonders Interesse fanden dabei Maßnahmen für Jugendliche, die zunächst noch eine Orientierung benötigen sowie Arbeitsuchende, die nicht direkt in den ersten Arbeitsmarkt einmünden können.

Die bis zu 180 Teilnehmer im „Individuellen Förderzentrum Aachen", welche 18 bis 65 Jahre alt sind,  werden in einem innovativen Ansatz durch den Beschäftigungsträger Tertia seit Oktober vergangenen Jahres geschult und begleitet.  Ziel ist die Eingliederung in ein geregeltes Beschäftigungsverhältnis. So haben die Teilnehmer einen individuellen Stundenplan und erhalten abgestimmt auf ihren Bedarf Coaching, Qualifizierungs- und Fortbildungseinheiten sowie Praxis in Gewerken wie Gastronomie, Pflege, Metall- und Holzverarbeitung. Neu und außergewöhnlich ist dabei, dass im Haus selbst gleich auch eine Außenstelle des Jobcenters eingerichtet ist. Den Teilnehmern bleiben so oft lange Wege erspart, und auch auf die Zusammenarbeit zwischen Jobcenter und Träger wirkt sich die räumliche Nähe positiv aus.

Karl-Heinz Braun, Abgeordneter des Parlamentes der DG: „Ein sehr interessanter Austausch. Ich habe um  Geschäftsführer Stefan Graaf eine sehr engagierte Belegschaft des Jobcenters kennengelernt. Beeindruckt hat mich das innovative Konzept des Förderzentrums. Gezeigt hat sich auch, dass wir dies- und jenseits der Grenze große Herausforderungen haben bei Menschen, die nicht direkt in reguläre Arbeit einmünden können. Aus dem Jobcenter Aachen nehme ich hier Ideen und Anregungen mit.“ Es zeige sich aber auch, so Braun weiter, dass die Probleme und gesetzlichen oder haushalterischen Hürden dies- und jenseits der Grenze nicht immer gleich, aber oft ähnlich seien.

Unbekannt in Belgien war bislang beispielweise die Zusammenarbeit mittels Handlungsstrategien. Bei diesen kann der Fallmanager der Jobcenters klare Arbeitsaufträge an die Einrichtung geben, die zuvor gemeinsam mit jedem Teilnehmer individuell festgelegt werden. So fangen die Sozialpädagogen des Förderzentrums in ihrer Arbeit nicht mehr bei null an, sondern verfügen gleich über konkrete Informationen, auf die sie aufbauen können.

Hingegen können Menschen in sozialen Projekten in Belgien durchaus – im Einklang mit den Wettbewerbern - marktfähige Leistungen erstellen, was in Deutschland auf Grund der Kriterien zusätzlich und gemeinnützig oftmals schwierig ist.

Stefan Graaf, Geschäftsführer des Jobcenters ergänzt: „Mich freut es  besonders, dass unsere Arbeit in der StädteRegion auch im benachbarten Ausland Interesse weckt. Auch wird haben heute einige Anregungen mitgenommen. Wenn nicht hier in der Euregio, wo dann können und sollten wir den Ausbildungs- und Arbeitsmarkt auch grenzüberschreitend betrachten – das vor allem mit Ostbelgien, wo wir auch sprachlich keine Hindernisse haben.“

So schloss sich an die Vorstellung einzelner Projekte schnell eine angeregte Diskussion darüber an, wie Menschen, die aus dem einen oder anderen Grund nur schwer auf den Arbeitsmarkt zu vermitteln sind, doch erfolgreich in ein Beschäftigungsverhältnis begleitet werden können.

Sorge bereite Graaf, dass die Mittel für soziale Maßnahmen und für die Integration von schwer vermittelbaren Arbeitslosen jährlich zurückgehen. So sind aktuell nur noch rund die Hälfte der Mittel wie noch vor 4 Jahren zugewiesen. Zudem bedarf es für die Menschen mit längerfristigem Unterstützungsbedarf in der Regel mehrjähriger finanziell abgesicherter Integationsstrategienm die die Menschen Schritt für Schritt an den Arbeitsmarkt heranführen.